tante emma

Veröffentlicht auf 27. Dezember 2014

„Ohne Vorkenntnisse bei leichter Tätigkeit in Heimarbeit am Computer gutes Geld verdienen“ – so lautet ein beliebter Text diverser Spam-Mails. Und gibt es das wirklich? Mit diversen „Finanztipps“ „todsicheren Systemen“ und all den Büchern und Videos, die dort rechtschreibfehlerreich beworben werden, auf jeden Fall nicht. Ein paar Möglichkeiten bescheidene Summen aufzutreiben, gibt es jedoch schon. Und die stelle ich euch in vier Teilen vor.

Zunächst: Umfragen sind wie Pfandflaschensammeln. Wenn man sehr wenig Geld und sehr viel Zeit hat, kann man das machen. Dass man damit irgendetwas auf dem Markt erreicht ist natürlich völlig absurd, es geht ohnehin nahezu nie um die Produkte sondern eigentlich nur um die Werbung dafür, die Verpackung, den Namen… Die Illusion, dass Hersteller an Verbesserungen ihrer Produkte interessiert sind, rauben Umfragen einem sehr gründlich.

Naja, das gibt es aber auch nicht zum ersten Mal, denkt ihr euch vermutlich. Der Unterschied ist, dass ich dafür garantiere jedes einzelne Umfrageinstitut mindestens (!) ein Jahr lang selbst getestet und dabei jede Umfrage gemacht zu haben. Es gibt im ersten Teil zwei Ausnahmen, dazu unten mehr. Außerdem komme ich euch nicht mit mystischen Umschreibungen sondern schreibe zu jedem Institut die konkrete Verdienstsumme auf. Erst einmal allerdings ein paar allgemeine Hinweise:

1.

Ihr solltet je misstrauischer sein desto…

… bunter die ganze Seite ist

… mehr Honig man euch ums Maul schmiert („Eure Meinung bedeutet uns so viel!“ „Ihr verändert die Welt!“)

… absurder die Umrechnungen der Prämien in echtes Geld sind (300.000 Smileys sind 17,50?!?) Es gibt da allerdings jeweils Ausnahmen. Tut euch den Gefallen und rechnet anfangs einmal kurz aus, was ihr wirklich pro 10min o.Ä. bekommt. Die Verdienstmöglichkeiten liegen im Schnitt zwischen 1,50€ und 6€ pro Stunde, dabei ist jedoch einzurechnen, dass man aus vielen Umfragen nach einiger Zeit rausfliegt, dazu unten mehr.

2.

Bezahlung gibt es per Gutschein, Überweisung, Paypal oder Scheck, einige Institute bieten mehrere Möglichkeiten an. Außerdem kann man seine Punkte bei den meisten spenden.

3.

Aus wie vielen Umfragen man herausfliegt („Falsche Zielgruppe“ „Teilnehmerkontingent erfüllt“) ist sehr unterschiedlich, ich würde aber mit wenigstens mit der Hälfte rechnen, - das kommt jedoch auf das persönliche Leben oder wie sehr man zum Lügen bereit ist an. Ich zum Beispiel besitze weder X-Box und Co., noch Auto oder minderjährigen Familienanhang, was ich meistens auch wahrheitsgemäß angebe. Einige Institute bieten ein Mini-Punkte-Trostpflaster an, andere lassen einen locker 10 Minuten Testfragen ausfüllen, ohne das in irgendeiner Form zu vergüten, bei den meisten gibt es Lose, das sollte man bei der Zeit-/Geldplanung einrechnen.

4.

Was auf keinen Fall korrekt beantwortet werden sollte, sind Fragen wie „haben sie in den letzten X Wochen eine Umfrage zum Thema Y gemacht“ „Wir suchen Angestellte bestimmter Branchen – arbeiten sie oder ein Angehöriger in Z, Ä, Ö oder Ü“ - natürlich suchen sie die nicht. Und wenn man etwas Übung hat und Umfragen sehr schnell durchklickt, fliegt man ebenfalls raus, es macht also Sinn nebenbei einen Film zu gucken und je nach Tempo 2-4 Umfragen abwechselnd zu bearbeiten.

5.

Die Toleranz für Dummheit muss für diesen Job SEHR hoch sein, denn es ist unfassbar was für bescheuerte Fragen sich manche einfallen lassen und wie oft sie sie wiederholen können. Im Grunde müsste man alle zwei Umfragen ein Werk von Goethe, Schiller oder Hesse einschieben, um geistig gesund zu bleiben. Ich persönlich versuche es mit Horrorfilmen nebenbei. Besonders wunderbar sind Fragen der Sorte „Stellen sie sich vor Marke XY wäre eine Person, wie wäre sie dann? Aufgeschlossen? Fürsorglich? Abenteuerlustig?“ Meiner Ansicht nach sollte man sich dringend überlegen, ob man sich wirklich lächerlich genug machen will, um sich eine fürsorgliche Cola vorzustellen – dumme Fragen verdienen dumme Antworten, ein entsprechender Kommentar dazu in der Umfragenbwertung (so vorhanden) am Ende schadet auch nicht. So oder so: Bloß nichts ernst nehmen.

6.

Einige Institute habe ich aufgrund schlechter Erfahrungen anderer Nutzer oder anderer Gründe gemieden, die da wären:

- Surveysavey: Eigentlich nur für Amis

- Moviepanel, Mafo, Permission research: Als Belohnung nur Amazongutscheine, da ich Amazon ablehne, nehme ich nicht teil.

- Nielsen: Angeblich Ausspionieren des teilnehmenden Rechners

- GratisPoints, Meinungsort, Netrating, Opinionbar: Schlechte Erfahrungen Anderer

7.

Lose: Lasst euch nicht verscheißern, Lose sind keine Bezahlung. Viele Institute vergeben Lose, ich habe jeden Monat insgesamt viele hundert und in mehreren Jahren noch nie (!) etwas gewonnen. Einige Institute versuchen aber gerne mal Umfragen mit Losen als „Bezahlung“ reinzuschmuggeln – Finger weg.

Jetzt aber los, im ersten Teil mit:

YouGov, Opinionpeople, Meinungsplatz, Mysurvey, Keypanel (früher Unisterpanel), Globaltestmarket, I-Say (früher Ipsos Access Panels), Meinungsstudie, Meinungswelt, Consumer-Opinion, Toluna, Entscheiderclub, Panelweb

Name: YouGov

Link: http://yougov.de/

Art der Vergütung: Bargeld, Gutscheine

Summe: 1. Jahr: 0€ // 2. Jahr: 50€

Pro: Regelmäßige Umfragen, kein Rausfliegen, zuverlässig

Contra: Hohe Auszahlungsgrenze, langweilige Umfragen

Hinweise: 25.000 Punkte = 50€

Empfehlenswert: JA

Name: Opinionpeople

Link: http://opinion-people.com/de

Art der Vergütung: Bargeld, Spenden, Jahreslos

Summe: 1. Jahr: 20€ // 2. Jahr: 20€

Pro: Bargeld

Contra: Wenige, unregelmäßige Umfragen

Hinweise: 200 Punkte = 20€

Empfehlenswert: EINGESCHRÄNKT

Name: Meinungsplatz

Link: http://de.meinungsplatz.net/

Art der Vergütung: Bargeld

Summe: 1. Jahr: 21,35€ // 24,80€

Pro: Überweist selbstständig zum Ersten des Monats sobald 10€ überschritten sind, gute Bezahlung

Contra: /

Hinweise: 10€ Auszahlungsgrenze

Empfehlenswert: JA

Name: Mysurvey

Link: http://de.mysurvey.com/index.cfm?action=Main.join&r=portalde

Art der Vergütung: Gutscheine, PayPal

Summe: 1. Jahr: 30€ // 2. Jahr: 30€

Pro: Viele Umfragen

Contra: Keine Überweisung, schlechter Kundenservice, viele Fehler

Hinweise: Stürzt zunehmend am Umfragenende ab, dann bekommt man keine Vergütung, Kundenservice reagiert unpersönlich und unfreundlich, keine Lösung des Problems nach über einem Jahr, ab 345 Punkte = 3€

Empfehlenswert: EINGESSCHRÄNKT

Name: Keypanel

Link: http://www.keypanel.de/

Art der Vergütung: Gutscheine, Spenden, Bargeld

Summe: 1. Jahr: 10€ // 2. Jahr: 10€

Pro: /

Contra: Wenige Umfragen, Lose,

Hinweise: 1000 Punkte = 10€, versucht leider gerne Umfragen einzuschleusen, die nicht vergütet werden (nur Lose)

Empfehlenswert: NEIN

Name: Globaltestmarket

Link: https://www.globaltestmarket.com/?lang=DE

Art der Vergütung: Scheck, Spenden

Summe: 1. Jahr: 45,54€ // 2. Jahr: 73,72

Pro: Schicke viele Umfragen

Contra: Man fliegt aus vielen Umfragen,

Hinweise: 1100 Punkte = 50$, Scheck braucht mit der Post relativ lange

Empfehlenswert: JA

Name: I-Say (früher Ipsos Access Panels)

Link: http://www.i-say.com/Home/tabid/36/language/de-DE/Default.aspx

Art der Vergütung: Gutscheine

Summe: 1. Jahr: 60€ // 2. Jahr: 30€

Pro: Trostpunkte für abgebrochene Umfragen

Contra: Nur Gutscheine, zunehmend Umfragen ohne Bezahlung (nur Lose)

Hinweise: Ab 1085 = 10€ Gutschein, Institut scheint wirtschaftlich abzusteigen

Empfehlenswert: EINGESCHRÄNKT

Name: Meinungsstudie

Link: http://www.meinungsstudie.de/

Art der Vergütung: Gutscheine

Summe: 1. Jahr: 20€ // 2. Jahr: 60€

Pro: Nur Gutscheine mit wenig Auswahl, faire Vergütung

Contra: Man fliegt häufig aus Umfragen

Hinweise: /

Empfehlenswert: JA

Name: Meinungswelt

Link: https://www.meinungswelt.de/

Art der Vergütung: Gutscheine

Summe: /

Pro: /

Contra: siehe Hinweise

Hinweise: Nach mehreren Monaten aktiver Teilnahme hatte ich keinen Cent verdient, eine Rückfrage beim Kundenservice wurde nur mit einer lapidaren Ausrede beantwortet, passiert ist nichts.

Empfehlenswert: NEIN

Name: Consumer-Opinion

Link: http://www.consumer-opinion.com/index.aspx?c=de-DE

Art der Vergütung: Bargeld

Summe: 1. Jahr: 0€ // 2. Jahr: 0€

Pro: /

Contra: Sehr wenige Umfragen, Auszahlungsgrenze bislang nicht erreicht

Hinweise: /

Empfehlenswert: NEIN

Name: Toluna

Link: https://de.toluna.com/

Art der Vergütung: Überweisung, Gutscheine, Spenden

Summe: 1. Jahr: 25€

Pro: Viele Umfragen

Contra: Niedrige Bezahlung, extreeeem lange Abwicklung, viel Rausfliegen

Hinweise: 120.000 Punkte = 30€

Empfehlenswert: EINGESCHRÄNKT

Name: Entscheiderclub

Link: https://www.entscheiderclub.de/

Art der Vergütung: Bargeld

Summe: 1. Jahr: 22,70

Pro: Bargeld, zuverlässig, Bezahlung gut

Contra: Bearbeitungszeit, nicht ganz so viele Umfragen

Hinweise: Umfragen sollten am besten innerhalb der ersten Stunde beantwortet werden, Teilnehmerzahl ist sehr schnell erreicht

Empfehlenswert: JA

Name: Panelweb

Link: http://www.panelweb.de/

Art der Vergütung: keine (Lose)

Summe: /

Pro: s.u.

Contra: s.u.

Hinweise: Auf der Startseite wirbt PanelWeb damit unter Anderem als Nebenjob zu fungieren. Nach der Anmeldung konnte ich jedoch keine Prämienübersicht finden, hielt mich selbst für ein bisschen doof und schrieb eine Mail. Die Antwort lautete wie folgt:

„Danke für Ihre E-Mail.
Sie erhalten keine Entlohnung bei Panelweb, können aber durch Ihre Teilnahme jeden Monat 250 Euro gewinnen!
Pro Umfrage bekommen Sie Punkte, die Sie als Lose betrachten können. Je höher die Anzahl der Lose ist mit denen Sie mitspielen, desto größer ist Ihre Chance auf den Geldpreis.
Für eine erfolgreich abgeschlossene Umfrage erhalten Sie 5 Punkte, für eine Umfrage bei der Sie durch eine bestimmte Antwort nicht mehr zur Zielgruppe gehören, erhalten Sie für Ihre Mühe trotzdem 1 Punkt.
Ihre Punkte können Sie in Ihrem Benutzerkonto einsehen. Hierfür loggen Sie sich mit Ihrem Benutzernamen und Passwort ein.“

Aha. Ich weiß nicht, wie die Damen und Herren Nebenjob definieren, aber wenn ich Lose will gehe ich auf einen Jahrmarkt.

Empfehlenswert: NEIN!

Im zweiten Teil folgen die übrigen 15 Umfrageinstitute! Ab davon natürlich diverse andere Möglichkeiten zuhause am Rechner Geld zu verdienen… oder eben auch nicht.

Noch irgendwelche Fragen? Einfach schreiben!!

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Geschrieben von Cailb

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Veröffentlicht auf 29. Oktober 2014

Zur Abwechslung einmal wieder etwas in der Kategorie „Ausflugsempfehlungen“:

Burgers Zoo

Natürlich betrachtet man, als nicht völlig blauäugiger Mensch, Zoologische Gärten mit einem lachenden und einem weinenden Auge, und sollte gut auswählen, welche man besuchen möchte. Zu enge Gehege mit stumpfäugigen Bären, kopfschaukelnden Elefanten und an Rilke erinnernde Raubtierbehausungen sind sicherlich kein schönes Erlebnis und sollten boykottiert werden. Ein trauriges Beispiel bildet z.B. der Berliner Zoo, von dem ich nach dessen Besuch deutlich enttäuscht war, hatte ich doch zuvor gehört, dass so viel daran getan worden sei. Wenn dem so ist, will ich nicht wissen, wie es vorher aussah – spätestens beim Anblick des Wolfszwingers (das Wort „Gehege“ wäre hier wirklich übertrieben!), wird einem schon schlecht.

Burgers Zoo & Stayokay Arnhem

Ein brauchbares Gegenbeispiel stellt Burgers Zoo in Arnhem, Holland dar. Hier sind die verschiedenen Gehege nach Vegetations- und Klimazonen angeordnet, und nicht nur ausgesprochen liebevoll gestaltet, sondern bieten ihren Insassen auch eine adäquate Menge Platz (wohlgemerkt mit ein paar negativen Ausnahmen). Sehr hübsch ist das große Savannenhaus mit freifliegendem Geier sowie das Aquarium inklusive gläsernem Tunnel, und außerdem das kleine, stille Mangrovenhaus. Unheimlich schön ist auch das große Safari-Freigehege, das auf mehreren Hektar Fläche Nashörnern, Zebras, Giraffen und diversen Antilopen gemeinsam Raum bietet. Schlussendlich ist mein persönlicher Favorit das gigantische Tropenhaus, das einen feuchten, verwinkelten, zwitschernden Regenwald beherbergt. Alles in allem vielleicht kein ganz billiger, aber auf jeden Fall lohnenswerter Tagesausflug.

Burgers Zoo & Stayokay ArnhemBurgers Zoo & Stayokay Arnhem
Burgers Zoo & Stayokay ArnhemBurgers Zoo & Stayokay Arnhem
Und wo schläft man da?
Stayokay Arnhem

Die einzige einigermaßen günstige Unterkunft in der Nähe ist dieses Hostel, wobei günstig 20-25€pP im Schlafsaal bedeutet.

Pro:

Bettwäsche ist dabei – wenn man sich in Anbetracht der Gummibezüge von Kissen und Matratze ein wenig an Strafvollzug erinnert fühlt – Frühstück ebenso und das ist garnichtmal so schlecht. das Personal ist kompetent, die Zimmer sind sauber, Bar.

Contra:

Es liegt zu weit außerhalb, Arnhem ist nicht fußläufig erreichbar und in der Umgebung ist absolut gar nichts. Der eigentliche Ausschlussfaktor ist jedoch die fehlende Küche. Hier werden Hostelbesucher ordentlich zur Kasse gebeten, denn eigenes Essen darf man nicht mitbringen (tun wir natürlich trotzdem) und Kochen ist nicht möglich. Das zerstört nicht nur die Atmosphäre, es ist schon insofern inakzeptabel, als da Herbergen doch gerade bezahlbare Unterkunft und Gemütlichkeit für Familien, Wandergesellen, Rucksacktouristen und andere „on the shoestring“ Reisenden bieten. Seine Gäste zu zwingen teures Abendessen in Kantinenatmosphäre zu zwingen ist dabei natürlich ein No-Go.

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Geschrieben von Cailb

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Veröffentlicht auf 7. Juni 2014

Dieses interessante Plätzchen entdeckten mein Liebster und ich am Niederrhein. Nach kurzer Begutachtung, die weder zähnefletschende Rottweiler, noch Landminen oder Hochspannungszäune, ja nicht einmal überhaupt einen Zaun oder ein „Betreten verboten“-Schild offenbarte, wagten wir uns aufs Gelände. Die umgebenden Lagerhallen schienen von ansässigen Landwirten weiterhin genutzt zu werden, denn wir fanden frische Reparaturen und haufenweise in Folie gewickelte Silageballen. Im Gegensatz dazu waren die dahinterliegenden Industrieanlagen in ruinösem Zustand, teils eingestürzt, teils so einsturzgefährdet, dass wir sie nur aus sicherem Abstand betrachten und photographieren wollten. Allein einer der drei hohen Fabrikschlote war derart schief, dass man meinte, er müsse vom nächsten kräftigen Windstoß zum Einsturz gebracht werden. Trotzdem ließen sich in all dem Verfall noch viele Strukturen der Fabrik erkennen, darunter alte Loren, rostige Schienenreste, sowie kleine und große (unheimlich!) Öfen. Wozu das alles da war? Keine Ahnung. Namen oder andere Schriften waren nicht mehr zu erkennen, allerdings schien mir alles auf recht hohe Temperaturen ausgerichtet zu sein, daher vermutete ich, dass es der Metallverarbeitung oder Kalkbrennerei gedient hatte. (Wer schlauer ist: Immer raus damit!) Alles in allem ein interessantes Fleckchen, und daher für euch nun die Bilder dazu:

Unbekannter "Lost Place"Unbekannter "Lost Place"
Unbekannter "Lost Place"Unbekannter "Lost Place"
Unbekannter "Lost Place"Unbekannter "Lost Place"
Unbekannter "Lost Place"Unbekannter "Lost Place"

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Geschrieben von Cailb

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Veröffentlicht auf 15. Mai 2014

Es gibt Menschen, die sehen mit Brille gut aus. Es gibt sogar Menschen, die sehen mit Brille eindeutig besser aus, als ohne. Ich allerdings nicht. Mit Gestell auf der Nase bewegt sich meine Optik irgendwo zwischen Backfisch und Karbolmaus, Kontaktlinsen darf ich nicht tragen, und so war für mich seit dem 16. Lebensjahr sozusagen glasklar, dass sich an meiner Kurzsichtigkeit etwas ändern muss. Mit Erreichen der Volljährigkeit hieß es dann Gebrauchtwagen oder Augen, die Wahl fiel mir nicht schwer – auf vier Rädern stelle ich sowieso eher eine Gefahr für die restliche Welt dar. Damals gab es in meiner Heimatstadt einen der beiden besten Laser Deutschlands, allerdings in einer Privatklinik und dementsprechend überteuert. Andererseits werden Brillen natürlich auch jedes Jahr kostspieliger, und mit etwas Glück würde ich danach gut 25 Jahre ohne auskommen, das war schon eine Menge wert.

Also ab auf den Informationsabend, Vorgespräch, Internetrecherche, noch mal en detail den Ablauf erklären lassen – ich zähle mich zu den sehr vorsichtigen Menschen – und eine letzte Untersuchung, die eine stabile Dioptrienstärke von -2,0 und -2,5 ergab, mit Brille sogar leicht überkorrigiert. Dann war es so weit:

Ob ich eine Beruhigungspille will? Aber hallo! Am liebsten gleich zwei… oder fünf! Ne, dabei einschlafen darf ich ja auch nicht, wäre auch zu schön gewesen. Als nächstes gab’s Betäubungstropfen in die Augen, warten, Augenlider festkleben (ih!), und einen Saugnapf auf den Augapfel, denn der soll ja bleiben wo er ist. Dann wird der Augapfel mittels Laser längs angeschnitten, und ein schmales Scheibchen hochgeklappt. Klingt eklig? Ist es auch. Tut allerdings zum Glück nicht weh, man spürt nur einen gewissen Druck und merkt ansonsten gar nicht, was da passiert. Gelasert wird dann im Dunkeln, damit man auch die ganze Pupille erwischt, das Einzige, was man sieht, ist ein roter Punkt, den man fixieren soll – das ist der Laser. Sorgen um mögliche „Ausrutscher“ muss man sich aber nicht machen, denn die Augenoberfläche wird per Computer erfasst, um exakt zu lasern, und wenn die Pupillengrenze überschritten würde, schaltet sich das Gerät einfach von selbst ab. Der ganze Spaß dauerte etwa 30 Minuten, derweil ich – dem Geruch und Knistern nach – den Eindruck nicht loswurde, als gebrutzeltes Steak zu enden.

Direkt danach durfte ich einmal in die Dämmerung blinzeln: Sehe ich etwas? Ja? Gut! Gruselaccessoires, wie blutige Verbände, gibt es nicht, bloß eine überdimensionale, dunkle Sonnenbrille (sehr stylisch…). Ab da heißt es sechs Stunden lang die Augen geschlossen lassen und regelmäßig Antibiotikum und Tränenersatzflüssigkeit tropfen. Letztere wird sowieso zum guten Freund, denn die einzig nennenswerte Nebenwirkung sind einige Wochen lang ziemlich trockene Augen. Es folgen Nachuntersuchungen, etwa einen Tag, drei Tage, eine Woche und zwei Monate später. Am ersten Tag danach konnte ich bereits ganz gut sehen, bis zum dritten perfekt. Und dabei ist es auch geblieben – die Angelegenheit ist nun nahezu zehn Jahre her, und ich sehe immer noch prima und ohne je irgendwelche Probleme gehabt zu haben. Einzige Besonderheit bei mir ist das Sehen kleiner Prismen, allerdings nur nachts bei ganz bestimmten Lichtquellen, und dadurch bedingt, dass ich eine extrem dehnbare Pupille habe, wegen der ich des Öfteren (unverdient…) auf meinen vermuteten Drogenkonsum angesprochen werde. Da ich die bunten Lichtspektren jedoch mittlerweile nicht einmal mehr bewusst wahrnehme, kann ich nur sagen, dass ich persönlich sehr zufrieden bin, und das Geld als gut investiert betrachte. :-)

Augen lasern lassen

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Geschrieben von Cailb

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Veröffentlicht auf 6. April 2014

Ort: Xanten
Preis: 9€ Erwachsene, 6€ Studenten

Das hier fällt definitiv ins Ressort „Ausflugsempfehlungen“ mit ein bisschen Bildung (keine Angst, nicht zu viel!). Der archälogische Park Xanten (auch einfach „Römerpark“ genannt) befindet sich gut ausgeschildert etwas außerhalb des Stadtkerns und besteht aus einem großen Gelände mit einzelnen Ausstellungsbauten- und Schwerpunkten, sowie dem LVR-Römermuseum. Es ist reichlich Platz vorhanden, auch an einem Schönwetter-Samstag nicht überfüllt und bietet ausreichend Unterhaltung für jede Altersklasse, inklusive interessanter Schwerpunktveranstaltungen („Bau eines Römerschiffs“). Drinnen wartet eine riesige, sehr moderne Ausstellung über mehrere Stockwerke und samt überkuppelter Ausgrabungsstelle. Draußen gibt es Amphitheater Stadtmauertürme, eine römische Herberge + Restaurant (beides voll benutzbar!) und eine Menge experimentelle Archäologie – was Cailb besonders glücklich macht. Also: Hinfahren! Lohnt sich!

Archäologischer Park Xanten Archäologischer Park Xanten
Archäologischer Park Xanten Archäologischer Park Xanten

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Geschrieben von Cailb

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Veröffentlicht auf 11. Februar 2014

Fährt man mit der Straßenbahn von Köln nach Bonn, entdeckt man kurz hinter Wesseling eine gewaltige Industrieruine. Hierbei handelt es sich um den ehemaligen Firmensitz der deutschen Zweigstelle von „Norton Company“, die von 1910 bis 1992 Schleifmittel aller Art herstellte. Seit der Schließung befindet sich das Gelände in privater Hand, wird jedoch nicht genutzt und zerfällt so zur beeindruckenden Industriebrache, die sich langsam aber sicher den Feldzügen von Vandalismus und Natur geschlagen geben muss. Seitdem freuen sich Filmproduzenten und Fotographen ebenso wie Paintballspieler und allerlei Leutchen, denen man vielleicht nicht dringend im Dunkeln begegnen möchte, über die postapokalyptische Szenerie. Vor zu viel Enthusiasmus beim Erkunden sei trotzdem gewarnt, denn abgesehen davon, dass es natürlich verboten ist das Gelände zu betreten, ist es unübersichtlich, weitläufig unterkellert, und nicht nur mit reichlich scharfen Metallresten, sondern auch einigen Einsturzstellen bestückt. Genießt also lieber gefahrlos die folgenden Bilder ;-)

Norton WesselingNorton Wesseling
Norton WesselingNorton Wesseling

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Geschrieben von Cailb

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Veröffentlicht auf 13. Januar 2014

Was tut so eine Cailb, wenn sie nicht gerade studiert? Natürlich noch mehr schreiben! Wahlweise an einer Fantasy-Triologie, oder Kurzgeschichten, und für neugierige Nasen gibt’s nun eine Probe von Letzterem:

Mitternachtsfahrt

Eigentlich hätte ich heute Nacht ja lieber in einer Herberge geschlafen, aber da es die nächsten hundert Meilen weit nur eine bezahlbare Gelegenheit gab, verzichtete ich darauf. Ich wollte nicht riskieren nach Einbruch der Dunkelheit noch auf den schmalen, unübersichtlichen Straßen unterwegs zu sein, bloß um möglicherweise irgendein armes Schaf zu überfahren. Stattdessen hatte ich meine geliebte Klapperkiste auf einem schmalen Stück Wiese am Fahrbahnrand geparkt. Dicht daneben ein kleiner Birkenhain, der sich in den Schutz einiger Felsbrocken schmiegte, wie eine Insel in all der ewigen Weite aus hartem Gras, übersäht von flechtenbedeckten Steinen, abgefressen von den tausenden Wolltieren, die hier den größten Teil ihres Lebens ungestört von Menschen verbrachten.

Trotzdem, nein, eigentlich gerade deswegen, mochte ich die Highlands, in ihrer ganzen rauen, windigen Schönheit, die perfekt dafür schien mir den Kopf freizublasen, und die Tagesplanung auf das Essentielle zu reduzieren: Essen, Trinken, Schlafen, Weiterkommen. Besonders mochte ich die glasklaren Seen und die Zeiten, in denen die tiefliegende Sonne einen goldenen Schimmer über die Halme warf. Ansich hatte ich irgendwo zwischen den Bäumen mein Zelt aufschlagen wollen, mich aber eingedenk der eisigen, scharfen Böen, die mir schon tagsüber um die Ohren gepfiffen waren, kaum, dass ich ausgestiegen war, umentschieden. Zumal sich die Gegend als teilweise recht sumpfig erwies. So würde es zwar etwas eng in meinem winzigen Polo werden, dafür aber allemal wärmer.

Am späten Nachmittag hatte ich mich bereits in einem Supermarkt – sofern man das Hinterzimmer von Post und Bank gleichzeitig, ausgestattet mit vier Holzregalen, darin die spärlichen Waren, als solchen bezeichnen mochte – mit allem Nötigen eingedeckt. Dabei war ich aufs Argwöhnischste von der Dame hinter der Ladentheke beäugt worden, mit einem Blick, der zunächst jeden Fremden als potentiellen Störenfried einordnete. So saß ich nun zurückgelehnt auf dem Beifahrersitz und beobachtete, ein Brot mit Käse und Tomaten essend, wie sich die Dämmerung sacht wie ein Vorhang über das Land senkte. Langsam wurden Bäume, Steine und Schafe von aufsteigendem Nebel eingehüllt, der sich in den Ästen verfing und die Welt um mich herum in ein dunkles Märchenland verwandelte. Währenddessen ging ein schöner, voller Mond am Himmel auf, um alles in seinem sanften Licht zu baden.

Gerade machte ich eine Pause, um möglichst poetische Worte für die Beschreibung der Landschaft in meinem Reisebericht zu finden, da sah ich ein Licht in einiger Entfernung auftauchen. Einen Augenblick lang fragte ich mich ob es hier oben wohl Irrlichter gab, doch schließlich sah ich den Schein stärker werden, näher kommen, und bemerkte auch, dass es gleich vier helle Punkte waren. Irritiert starrte ich hinaus und erkannte, dass es sich um Radfahrer handelte - alle trugen eine Stirnlampe und waren in eiligem Tempo die Straße hinab unterwegs. Noch während ich mich fragte, wie verrückt man sein musste, um kurz vor Mitternacht, bei der Kälte und mit einer solchen Geschwindigkeit durch die Highlands zu jagen, auf einer Straße, die so voller Schlaglöcher war, dass sie kaum den Namen verdiente, rauschten sie vorbei. Selbst tagsüber und mit dem Auto traute ich mir hier kaum mehr als 40 Stundenkilometer zu, dachte ich kopfschüttelnd, als ich ihnen noch eine Weile verwundert hinterhersah, dann beschloss, dass Schotten eben seltsam waren, mich in Decke und Schlafsack wickelte, und zu schlafen versuchte. Naja, vielleicht gab es ja irgendwo einen Wettkampf, oder so etwas.

Irgendwann wachte ich wieder auf, frierend, trotz der dicken Verpackung, und fragte mich, was mich wohl geweckt hatte. Vielleicht der beunruhigende Traum, an den ich mich nur noch fetzenweise erinnern konnte. Oder das Licht, das ich zunächst den Gestirnen zuschob. Doch dann… blinzelnd versuchte ich etwas durch die beschlagenen Scheiben zu erkennen, es wurde heller, und plötzlich erkannte ich die Silhouetten von Fahrradfahrern, erneut vier an der Zahl, und da auch schon an mir vorbei, wieder in der Dunkelheit verschwindend. Ich ließ mich zurücksinken, viel zu müde, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Erneut versuchte ich in Morpheus Arme zu entkommen, doch ich wälzte mich hin und her, fand keine Ruhe, und mir schien als vergingen Stunden. Irgendwann gab ich es auf, zog mich an und stieg aus, ungeachtet der Kälte, die mir gleich unter die Haut fuhr. Mit steifen Fingern zündete ich mir eine Zigarette an, doch meine Gedanken blieben bei den nächtlichen Radlern – irgendetwas, ein unbestimmtes Gefühl, störte mich an der Sache. Der Mond hatte sich hinter ein paar heraufgezogenen Wolken versteckt, und ich stand in tiefster Finsternis da.

Doch plötzlich, als hätte ich sie mit meinen Überlegungen heraufbeschworen, sah ich ein Leuchten am Horizont, ganz schwach. Das konnte doch nicht wahr sein. Ohne zu wissen warum mich ein paar durchgeknallte, insomne Sportfreaks so verstörten, zog ich mich schaudernd zwischen die Bäume zurück, so dass man mich vom Weg aus unmöglich erkennen konnte. Als sie näher kamen lief es mir kalt den Rücken hinunter, ich konnte nicht genauer bezeichnen was es war, aber etwas an ihrer Haltung, an ihren Bewegungen, wirkte unnatürlich. In dem Moment schob sich der Mond hinter den Wolken hervor, und was ich in seinem fahlen Licht erblickte, presste mir den Atem aus der Lunge, ließ mein Blut gefrieren: Der Vorderste hatte nur noch ein halbes Gesicht, der Rest des Schädels war eine einzige, offene Wunde. Dem noch Übrigen hatte die Verwesung sichtbar zugesetzt, sie trieb die Wange auf und hatte die Nase einfallen lassen, das Auge schimmerte bläulich-trüb – doch ich hätte schwören können, es starrte mich direkt an! Dann glitt er lautlos an mir vorüber. Der dahinter trat ebenfalls eifrig in die Pedale, mit dem Bein, das ihm blieb, das andere baumelte nutzlos herab, es schien nur noch an zwei Sehnen zu hängen. Zitternd wandte ich mich ab, wie die beiden Anderen aussahen wollte ich um keinen Preis erfahren.

Erst als sie lange vorbei waren, und um mich herum nur noch Dunkelheit herrschte, war ich imstande mich wieder zu bewegen. Dann aber rannte ich die paar Meter zu meinem Auto, warf mich auf den Sitz, packte mit bebenden Händen den Zündschlüssel. Erst nach dem dritten, verzweifelten Versuch erklang das erlösend-vertraute Röhren meiner Rostlaube, dann raste ich auch schon über die Straße, viel zu schnell für ihren Zustand hetzte ich mein Auto grob über die Unebenheiten, merkte nicht einmal, wie die Achsen gequält krachten. Es wurde eine Höllenfahrt, ich bretterte durch die Nacht wie ein Verrückter, und kam nur durch Glück nicht vom Weg ab. Irgendwann sah ich ein Licht, da fuhr es mir erneut durch die Knochen, doch diesmal war es eine kleine Laterne, die vor einem Haus hing. Ich hielt mit quietschenden Bremsen, stolperte mit letzter Kraft auf das Anwesen zu, gegen dessen Holztüre ich dann wie von Sinnen mit den Fäusten hämmerte. Mir war, als hätte mir der reine Anblick der Todesfahrer die Lebensenergie geraubt, als sei ich selbst dem Jenseits nahe.

Ich konnte mein Glück kaum fassen als mir tatsächlich geöffnet wurde, ein älteres Ehepaar in Nachtgewändern vor mir stand, und mich ohne große Worte einließ – ich musste wohl zu mitgenommen ausgesehen haben, um eine Gefahr darzustellen. Mühsam, keuchend, und in wirren, unzusammenhängenden Sätzen brachte ich das Geschehene heraus, unfähig mich zu setzen lief ich in der fremden Stube auf und ab, ungeachtet meiner Unhöflichkeit mich nicht einmal vorzustellen. Doch erstaunlicherweise verwies man mich nicht der Tür oder bezichtigte mich der Geisteskrankheit. Stattdessen drückte mich der unfreiwillige Gastgeber irgendwann sanft in einen Ohrensessel vorm Kamin, in dem knisternd ein beruhigendes Feuer loderte, und gab mir, als ich mich kreidebleich zurückgelehnt hatte, ein Gläschen kräftigen Scotch in die Hand, den ich in einem Zug hinunterstürzte. Er setzte sich und bediente sich ebenfalls, dann hub er mit leiser Stimme an zu erzählen.

So erfuhr ich, dass es vor rund zehn Jahren einen Unfall gegeben hatte, auf eben jener Straße, an der ich mein Nachtlager aufgeschlagen hatte. Damals hatte eine Gruppe Radfahrer, jahrelange Freunde und mit derselben Leidenschaft gesegnet, jeden Abend spät für das alljährliche Rennen in den Highlands trainiert. Eines unglückseligen Nachts jedoch, sie waren länger als sonst unterwegs gewesen und schon auf dem Rückweg, fuhr ein betrunkener Reisender dieselbe Strecke, viel zu schnell natürlich, und ohne auf die Straße zu achten, obwohl alles wie heute in tiefem Nebel lag. Im Nachhinein sagte man, es habe nicht einmal Bremsspuren gegeben, so plötzlich war es passiert. Zwei der Männer starben in der gleichen Sekunde, einer verblutete auf der Straße und der Letzte begegnete seinem Herrn, bevor er das Krankenhaus erreichte. Der Todesfahrer selbst erlitt nichts als ein paar Prellungen, sowie einen schweren Schock, und gab an sich bis heute nicht an jene verhängnisvolle Nacht erinnern zu können. Seitdem seien die Radfahrer immer zur gleichen Jahreszeit unterwegs, einen ganzen Monat lang fuhren sie zu jeder Stunde diese Strecke, und es wurde berichtet, dass man selbst des Todes war, fuhren sie durch einen hindurch.

Ich wäre nicht der Erste, dem das passiert sei, fügte mein Gastgeber mit bedauerndem Gesichtsausdruck hinzu, ich könne heute Nacht in seinem Gästebett Ruhe finden. Doch morgen solle ich bitte aus der Gegend verschwinden, es wäre einfach kein Ort, der sich für Touristen eigne.

Highlands

Highlands

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Geschrieben von Cailb

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Veröffentlicht auf 15. Dezember 2013

Als ich unlängst in der Nähe von Aachen spazieren ging, stieß ich auf ein großes, abgesperrtes Waldstück, hinter dessen Bäumen und Büschen Gebäude hervorblitzten. Neugierig umrundete ich das ganze Gelände und stellte fest, dass im hinteren Teilen einige der übermannshohen Betonbegrenzungen abgesackt und umgefallen waren. Also nichts wie hinein, das war einfach zu spannend, um es zu ignorieren. Das Gefühl über die riesigen, für Panzer geeigneten Straßen zu laufen, die unzähligen Häuserruinen zu betrachten und all das im Griff der Natur zu sehen war unglaublich faszinierend. Dabei sind ein paar unprofessionelle Photos entstanden:

Camp HitfeldCamp Hitfeld
Camp HitfeldCamp Hitfeld
Hintergrund

Camp Hitfeld war seit 1948 ein großer, belgischer Militärstützpunkt, der 1992 aufgelassen wurde. Danach wusste niemand etwas damit anzufangen, und so dämmerte er vor sich hin, immer wieder besucht von Photographen, Paintballspielern, Feiernden und Zufallsgästen. Sah es anfangs noch aus wie eine frisch verlassene Braunkohlesiedlung, haben Witterung, Menschen und der Zahn der Zeit das Bild mittlerweile stark verändert – mich persönlich hat das zusammengebrochene Kirchendach am meisten beeindruckt.

Für die Nutzung gab es reichlich Pläne, der letzte in Form des Baus eines Solarparks. Fehlende Förderung und wahrscheinlich stark belastete Böden haben ihre Umsetzung – dem Himmel sei Dank – allerdings bis jetzt verhindert. Denn während der WDR zur „Wiederbelebung“ (wie kurzsichtig, denn dort herrscht eine Menge Leben!) aufruft und die Aachener Zeitung von einem „hässlichen Schandfleck“ spricht, übersehen beide wie nötig wir solche Orte haben. Gerade in unserem dicht besiedelten Land sind brach liegende, rohe Flächen in der Größe selten und eine einmalige Chance kreativ zu sein, Ruhe zu suchen, zu feiern oder eben Photos zu machen… Frei von Warnschildern, Zäunen und Sicherungsmaßnahmen, in erster Linie geschützt durch den gesunden Menschenverstand. Und viel zu schade, um es dem nächsten Großbauprojekt zu opfern.

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Geschrieben von Cailb

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Veröffentlicht auf 24. November 2013

Ja was ist eigentlich ein Cailb?

Nun, hier bin das natürlich ich, zumal sich schön ergab, dass wir zwei Buchstaben im Namen teilen, eigentlich aber ist es eine irische Sagengestalt. Die keltische Dame jedenfalls ist die Tochter Aeds („Feuer“ ev. auch Sonnengott) und Ernmas („Eiserner Tod“). Teilweise kennt man sie auch unter einer Reihe anderer Namen, als eine Macha (Landgöttin, Herrscherin über das Land) oder Morrigan. Meist wird sie eher als düstere Entität, gerne als hässliche alte Frau und Todesbotin wahrgenommen. Sie kann jedoch auch die Gestalt einer hübschen jungen Frau, sowie die Tierformen Krähe und Rabe annehmen. Eingedenk meiner Vorlieben für Schwarz und die morbiden Seiten des Lebens, sowie Irland schien mir das ausgesprochen passend.

Éire

Éire

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Geschrieben von Cailb

Veröffentlicht in #Tante Emma

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Veröffentlicht auf 7. November 2013

Der erste Satz, der meistens fällt:

„Schaben? Als Haustiere? Ist das dein Ernst?“

Ja.

„Das ist doch nur was für Freaks!“

Ich bin kein… nagut, ok, vielleicht bin ich doch ein Freak.

„Aber wieso denn solche Krabbelviecher?“

Eher, wieso eigentlich nicht? Schaben sind ungefährlich, billig, einfach zu halten und nicht langweiliger, als die meisten Fische und Topfpflanzen sowieso.

Und dann kommt, wenn der Ein- oder Andere die Tierchen einmal in der Realität und aus der Nähe betrachtet hat:

„Ach, die sind ja gar nicht so eklig, wie ich dachte…“

Stimmt. Zugegebenermaßen, der Blick unter ein Stück Pappe, unter dem sich flott hundert Stück Schabennachwuchs raschelnd ins Dunkle zu flüchten suchen, kann schon ein wenig gruselig sein. Aber dass die Tiere nicht nur nicht beißen wollen, sondern es, rein physiologisch, auch gar nicht können, ist dann doch wieder beruhigend, oder?

Princisia vanwaerebeki "Big": Sehen sie nicht nett aus? Wie ein frisch lackiertes Auto.

Princisia vanwaerebeki "Big": Sehen sie nicht nett aus? Wie ein frisch lackiertes Auto.

Steckbrief

Schabe (Blattodea) ist nicht gleich Schabe, um genau zu sein gibt es vermutlich ungefähr 4600 Arten, verteilt auf mindestens vier Kontinenten. Darunter kleine (ab 5mm), große (bis 100mm), solche mit Flügeln und ohne, langlebig, kurzlebig, Trockenheit oder, häufiger, Feuchtigkeit bevorzugend, und mit den unterschiedlichsten Nahrungspräferenzen. Warm haben sie es aber alle gern, da haben wir etwas gemeinsam.

Meine – Princisia vanwaerebeki – zählen zu den großen Arten (50-60mm), stammen aus Madagaskar, können bis zu drei Jahre alt werden, und brauchen 1/3 der Zeit bis sie ausgewachsen sind. Sie verfügen nicht über Flügel, können aber, wie der Name schon sagt, fauchen – ein Geräusch, das bei Reizung untereinander oder von außen erzeugt wird. Außerdem haben sie ausgesprochen kräftige Beine und sind Scheibenläufer, das heißt sie kommen, trotz ihres nicht unbeträchtlichen Gewichts, auch glatte, senkrechte Oberflächen hinauf, das gilt auch für Glas. Sie sind überwiegend nachtaktiv. Ich halte zwei Morphotypen, „Big“, größer und rein schwarz, sowie „Black & White“, kleiner, mit hellen Streifen. Die Geschlechter lassen sich an zwei kleinen Hörnchen / Huckeln unterscheiden, die die Männchen oben-seitlich auf dem Kopf tragen.

Princisia vanwaerebeki "Black & White": Noch zwei Schönheiten.

Princisia vanwaerebeki "Black & White": Noch zwei Schönheiten.

Haltung

Gefäß:

Grundsätzlich lassen sich Fauchschaben in einem beliebigen, dichten Gefäß mit Luftlöchern (nicht zu groß!) halten, als Einrichtung genügen einige Blatt Papier und Eierkartons. Ich bevorzuge allerdings bepflanzte Terrarien, schon der Optik wegen, und bilde mir nebenbei ein, sie fühlen sich dort auch wohler. Das Substrat ist feuchter Humus ohne Staunässe. Ein Schälchen oder Becken mit Wasser sollte zur Verfügung stehen, da die Tiere von Zeit zu Zeit trinken (allerdings ohne glatte Wände und mit einer Möglichkeit hinaus zu klettern, denn sie können nicht schwimmen). Als Bepflanzung eignet sich im Grunde alles, Sukkulenten allerdings werden gerne abgeknipst und oder gefressen, ich rate zum Ausprobieren. Die Temperatur liegt zwischen 20°C und 30°C, für kalte Nächte ist ein wasserdichtes Wärmekissen installiert, bei gut beheizten Räumen ist das aber nicht notwendig.

Futter:

Fauchschaben sind hervorragende Resteverwerter, extra kaufen muss man für sie nichts. Meine bekommen Apfel- und Birnenschalen / - kitsche, Gurkenscheiben, Paprikastücke und –stiele, Pilzstrünke, Mangoschalen, Brotstückchen […] – experimentieren lohnt sich.

Fortpflanzung:

Fauchschaben sind ovovivipar, was bedeutet, dass sie zwar Eier produzieren, die Jungtiere (Nymphen genannt) jedoch noch innerhalb des Muttertieres schlüpfen und es dann verlassen, zu Anfang schneeweiß, wie auch nach jeder folgenden Häutung. Während der Tragzeit werden die Eier einmal außerhalb des Körpers gedreht (sieht sehr seltsam aus). Ein Wurf umfasst ungefähr 40-50 Jungtiere. Wenn die Schaben in einem Terrarium mit Schiebefenster gehalten werden, empfehle ich dringend sie umzusetzen, da die Jungen mühelos zwischen den Scheiben hindurchschlüpfen. Abkleben ist zwar möglich, aber nur bedingt nützlich, da die Tiere auf der Suche nach Verstecken an den Klebestreifen haften und verenden können. Und von Vaseline zeigten sich zumindest meine Hausgenossen völlig unbeeindruckt – Fauchschabenjungtiere sind echt Ausbruchskünstler. Allerdings überleben sie in der Wohnung meiner Erfahrung nach aufgrund von Kälte, Futtermangel und Trockenheit nur einige Tage bis wenige Wochen.

Terarrium I & II (wer alle Schaben findet, bekommt einen Gummipunkt!)Terarrium I & II (wer alle Schaben findet, bekommt einen Gummipunkt!)

Terarrium I & II (wer alle Schaben findet, bekommt einen Gummipunkt!)

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Geschrieben von Cailb

Veröffentlicht in #Tante Emma

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