Sensible Zahnärzte (Teil I)

Veröffentlicht auf 19. November 2013

Vor einigen Jahren stellte ich fest, dass meine sonst eigentlich ausgezeichneten Zähne an der ein- oder anderen Stelle ein bisschen Fürsorge gebrauchen könnten. Ich mag keine Zahnärzte - und ich meine das so, wie Männer gemeinhin, wenn sie sagen „Ich mag Dies oder Jenes nicht“. Zu meiner Erleichterung fand ich nach kurzer Suche eine Zahnärztin, die damit warb auf Angstpatienten spezialisiert zu sein. Nagut, jetzt gab es wohl keine Ausrede mehr, also auf. Dort angekommen fragte ich zunächst wie es denn mit einer Narkose aussähe, wenn etwas Größeres anstünde, denn ohne wäre der Besuch Zeitverschwendung. Darüber würden wir später sprechen, wurde ich vertröstet.

Kaum saß ich dann in diesem überaus sympathischen Stuhl, betrat die Zahnärztin, freudestrahlend, und in jeder Hand ein Stofftier haltend, das Zimmer. Ich dachte zunächst sie habe sich im Raum vertan, aber nein, sie bemühte sich eifrig mir eines der Viecher in die Hand zu drücken. Meine reichlich irritierten Einwände und der Hinweis auf mein Alter verhallten unbeachtet - wenigstens den Zauberstab müsse ich nehmen, der sei wichtig für die Behandlung. Harry Potter meets Dentist? Ich war kurz davor sie zu fragen, ob sie an den Medikamenten genascht habe, oder ihr wahlweise zu erklären, wohin sie sich ihren Zauberstab schieben könnte. Aber Frau ist ja gut erzogen, abgesehen davon wollte ich, wenn ich mich schon einmal überwunden hatte hierher zu kommen, nicht gleich aufgeben.

Sensible Zahnärzte (Teil I)

Sodann begann sie mir, nach kurzer Betrachtung, alle möglichen Horrorgeschichten über die nahe Zukunft meiner Zähne zu erzählen (Nebenbei: Auch nach Jahren ist nichts davon eingetreten.), und mir ging auf, dass ich „Angstspezialist“ möglicherweise falsch verstanden hatte… Vorsichtig darauf angesprochen zeigte sie sich verständnislos und schlug mir vor doch einfach an etwas Anderes zu denken. Was für eine bahnbrechende Idee! Sie selbst, fuhr sie fort, würde gedanklich auch gerade am Strand liegen und die Wellen genießen. Aha. Man nenne mich konservativ, aber ich würde es eindeutig vorziehen, wenn sich die Ärztin während der Behandlung in derselben Sphäre befindet wie meine Zähne!

Schlussendlich eröffnete sie mir, sie würden hier nie etwas unter Narkose machen, und ich verließ die Praxis beinahe fluchtartig. Resultat ihrer damaligen Bemühungen sind übrigens zwei beschädigte Zähne.

Geschrieben von Cailb

Veröffentlicht in #Frustbox

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